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Beats im Blut
Foto: Marco Stepniak / Karl Hölscher ist ein Tausendsassa: Als Schauspieler, Musiker und durch zahlreiche Ehrenämter ist der Dattelner bekannt. Beim Ruhrpottmusical "Ruhrical" gehörte er zum Premierenensemble. Als Liederschreiber ist er immer noch aktiv.

Beats im Blut

Lesedauer: ca. 2 Min. | Text: Sabine Raupach-Strohmann

Ohne fetzige Rhythmen geht´s nicht. Mindestens eine Stunde am Tag rocken Karl und Antonette Hölscher zu Hause am Küchentisch, mit Nachbarn im Vorgarten, mit Freunden auf dem Campingplatz – oder mit fast 40 Bläsern im Dattelner Eltern Orchester (DEO).

Beats, Rock 'n' Roll, Polka, Oldies, Reggae, Schlager – bei dem 75-jährigen Dattelner mit 60-jährigem Bühnenjubiläum in diesem Jahr kommt ein stattliches Repertoire zusammen. Seit den 60er-Jahren spielt er mit seinen Bands „Dumps“, „Mods“ und „Valentino“ auf Festivals und Festen im ganzen Ruhrgebiet. „Kalle“ sitzt am Bass, bläst und singt – und ist bekannt „wie ein bunter Hund“. Auch heute hat er wieder eine Band. Der Name ist Programm „Forty years later“. „Wir sind eine Rentnertruppe“, sag Karl schmunzelnd. Sie spielen Oldies und Reggae – auch mit eigenen Texten. Auf 40 Mitglieder bringt es das Dattelner Eltern Orchester (DEO), das Karl und Antonette vor 40 Jahren mitgegründet haben. „Alles Familien von damaligen Musikschulkindern“. Ihre Töchter Bernadette und Alexia hatten immer gestöhnt, wie schwer Tuba und Klarinette zu spielen sind – da haben die Eltern mit Gleichgesinnten das Blas­orchester gegründet. Seitdem proben 40 Musiker­innen und Musiker von zwölf bis 92 einmal wöchentlich. „Nachwuchsprobleme gab es nie. Es spricht sich rum, wieviel Spaß wir miteinander haben.“ Ganze Familien sind dabei – von Oma und Opa bis zu den Enkeln. „Und wir haben keinen Vorstand, sind kein Verein!“

Im Premierenensemble des Ruhrical

Auftritte gibt`s bei Stadtteilfesten. Und beim Weinfest an der Mosel – allerdings ohne Kinder und Jugendliche. „Blasen macht durstig, da muss Wein die Kehle ölen“, sagt Antonette lächelnd. Sie kam durch ihren Mann zur Musik. Also organisiert Karl ein Ersatzprogramm für den Nachwuchs – mit Folgen: Nach einem gemeinsamen Blick hinter die Kulissen des „Ruhricals“, für das Karl Hölscher im Premierenensemble 2019 als Hausmeister auf der Bühne stand, entstand mit Produzent Bernd Böhne die Idee eines gemeinsamen Musikprojekts mit den jungen Bläsern. „Jetzt schreibe ich für den Titelsong einen vierstimmigen Bläsersatz für Trompete, Klarinette, Querflöte und Posaune.“ Und weil Karl texten und komponieren kann, lag es nahe, auch Musicals zu schreiben. „Volle Kost im Beisenkamp“ gehörte zu den Lokal Heroes im Kulturhauptstadtjahr 2010 und wurde mehrmals im Katiellie-Theater Datteln aufgeführt. Thematisch dreht es sich bei Kalle immer liebevoll und humorvoll um den Pott. Da kennt er sich aus. „Ich war aufm Pütt.“ Bei der Einführung der EDV hat er im ganzen Ruhrgebiet die Schachtanlagen daten­technisch verbunden und den Richtfunk von Förderturm zu Förderturm eingerichtet.

Herz gehört der Bühne

Der Beisenkamp ist der Lebensmittelpunkt der Hölschers. Sie sind Herz und Hand dieser alten Bergarbeitersiedlung. Als Stadtteilführer sind beide nicht mehr unterwegs, dafür aber sorgen sie nach wie vor für ein gutes Miteinander im Viertel: im Winter durch Bosseln, im Sommer durch einen gemeinsamen Trödelmarkt. „Unser Vorgarten ist immer für alle geöffnet.“ Und natürlich einmal im Jahr als Bühne für ein Vorgartenkonzert.

INFO:
das.ruhrical.de

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