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Heimat ist mehr als nur ein Ort
Jahrzehntelang lang betreute Horst Borrieß als Schifferseelsorger die Evangelische Schiffergemeinde an Europas größtem Kanalknotenpunkt. Foto: Volker Beushausen

Heimat ist mehr als nur ein Ort

Lesedauer: ca. 2 Min. | Text: Dr. Ramona Vauseweh

Man braucht nicht in Datteln geboren oder aufgewachsen zu sein, um die Stadt und ihre Umgebung als Heimat wahrzunehmen.

So empfinden es sowohl Horst Borrieß als auch Mehdi Bathaeian. Mit großem Engagement tragen sie dazu bei, dieses Gefühl auch anderen Menschen zu vermitteln.

Horst Borrieß – mit Herz und Tatkraft im Einsatz für die Schiffergemeinde

Er ist ein echter „Hamburger Jung“. Dort hat der ausgebildete Klavierbauer außerdem Theologie und Sozialarbeit studiert. „Eigentlich zieht man aus Hamburg nicht weg“, sagt Horst Borrieß. Doch die Ausschreibung der Evangelischen Kirche von Westfalen war zu verlockend. 35 Jahre lang betreute Horst Borrieß als Schifferseelsorger die Evangelische Schiffergemeinde an Europas größtem Kanalknotenpunkt. Menschen, die beruflich ständig unterwegs sind, vermittelte der Diakon mit Herz und Tatkraft das Gefühl, willkommen zu sein. Sogar ein eigenes Boot hat sich der Sohn eines Seemanns dazu angeschafft. Sein Motto: „Wenn die Binnenschiffer nicht zur Kirche kommen können, fahre ich zu ihnen raus.“

Horst Borrieß war als Schifferseelsorger nicht nur Anlaufstelle für Sorgen und Nöte. Er half auch beim Einkauf und bei Kontakten an Land wie zu Arzt und Behörden, begleitet Schifferkinder zum Bahnhof, beschaffte Ersatzteile oder brachte die alte Schiffsbatterie zum Sondermüll. In der Friedenskirche am Schiffshebewerk hielt er im Jahr 2016 seine letzte Predigt im Amt. Die Schiffergemeinde gibt es nicht mehr. Horst Borrieß ist der Region treu geblieben. Und seinen Schäfchen ebenfalls. Der 73-Jährige übernimmt weiterhin Trauungen, Taufen und Beerdigungen – ehrenamtlich. „Meine Heimat ist nach wie vor Hamburg“, sagt er, „aber das Ruhrgebiet bedeutet Zuhause für mich, auch hier sagen die Menschen inzwischen Moin!“

05.11.2024
Datteln 
Mehdi Bathaeian 
foto: copyright  marco stepniak  -  
mobil  +49 171 2771906 ,  marco@stepniak-bild.de
Mehdi Bathaeian. Foto: Marco Stepniak

Mehdi Bathaeian – im Ehrenamt zum Gemeinschaftsgefühl beitragen

Es waren beruflich Gründe, die Mehdi Bathaeian von Teheran nach Deutschland brachten. Das ist fast 30 Jahre her.„Beim Einleben geholfen haben besonders die ersten Freundschaften“, weiß der 59-Jährige noch gut. Seine alte Heimat werde stets ein wichtiger Teil seines Lebens und seiner Identität bleiben, aber: „Datteln ist mein Zuhause geworden.“ Was Mehdi Bathaeian hier besonders schätzt: „Das herzliche Gefühl der Gemeinschaft“, sagt er, „längst treffe ich in der Stadt unzählige Menschen, die mir bekannt sind.“ Ein kurzes Nicken, ein Händeschütteln oder ein Smalltalk – „bereits diese einfachen Begegnungen verleihen mir das Gefühl, zu Hause zu sein.“ Die Stadt sei viel mehr als ein Wohnort. „Es ist ein Ort, an dem Erinnerungen entstehen und wo ich in einem harmonischen Umfeld lebe.“

Mehdi Bathaeian ist Agrarwissenschaftler und bei einem großen Saatgutproduzenten tätig. In seiner Freizeit engagiert er sich für die Menschen in seiner Umgebung. Seit Jahrzehnten ist er ehrenamtlich beim DRK aktiv, gibt unter anderem erste Hilfe Kurse für Senioren. An der VHS veranstaltet er Deutschkurse für persischsprachige Neuzugewanderte. Seine Kenntnisse aus seinem Psychologiestudium nutzt Mehdi Bathaeian, um Semninare zur Psychohygiene anzubieten. So wolle er Menschen dabei zu unterstützen, besser mit Stress und Belastungen umzugehen. „Ich möchte auf vielerlei Weise zur Integration und zum Wohlbefinden in der Gemeinschaft beitragen.“

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