Volle Stadien, gewaltbereite Fans, dazwischen: ein Heer an Polizisten. Ein Hauptkommissar aus der Hundertschaft des Polizeipräsidiums Recklinghausen erklärt, was ihn antreibt.
Hundertschaften sind geschlossene Einheiten der Polizei, die speziell darin geschult sind, Großveranstaltungen zu begleiten. Auch Sebastian Gibhardt-Schneider ist seit über sieben Jahren für die Hundertschaft des Polizeipräsidiums Recklinghausen im Einsatz und trägt als Gruppenführer Verantwortung für zehn Polizistinnen und Polizisten. Gemeinsam treten er und sein junges Team für den Schutz von Bürgerinnen und Bürgern bei Versammlungen und Großveranstaltungen ein. Dazu gehören Einsätze in Fußballstadien und bei Demonstrationen, aber auch die Unterstützung anderer Bundesländer bei besonderen Anlässen. So waren er und sein Team kürzlich beim G7-Gipfel im bayerischen Elmau. „Ein mehrtägiger Einsatz wie dieser ist eher die Ausnahme und erfordert dann natürlich Rückendeckung seitens der Familie“, erklärt der junge Hauptkommissar. Auch Einsätze an Wochenenden und in den Nachtstunden erfordern viel Flexibilität: „Augen auf bei der Berufswahl“, sagt er schmunzelnd.
Zwischen den Lagern
Er und sein Team stehen oft zwischen den Fronten. „Gerade bei Veranstaltungen, in denen Lager mit gegensätzlichen Interessen aufeinandertreffen, geht es schon mal heiß her. Wir selbst sind dabei immer neutral“, betont er. Angst machen ihm die Einsätze nicht. „Wir werden gleich zu Beginn unseres Einsatzes in der Hundertschaft entsprechend geschult, verfügen über eine hervorragende Schutzausrüstung und können uns hundertprozentig im Team aufeinander verlassen“, berichtet er und fügt hinzu: „Eine gewisse körperliche Fitness ist dabei unausweichlich, immerhin verlangt einem allein das stundenlange Tragen der Ausrüstung viel ab.“
Öffentliche Wahrnehmung
Dass sich die Wut der Bürgerinnen und Bürger bei Veranstaltungen oft in Richtung der Polizei entlädt, sind er und sein Team gewohnt. „Natürlich wünschen wir uns, dass die Wertschätzung für die wichtige Schutzfunktion, die wir einnehmen, in der Öffentlichkeit wächst. Ich glaube aber auch, dass die Mehrheit da draußen wahrnimmt, wie wichtig unsere Polizei-Arbeit für einen freiheitlich-demokratischen Rechtsstaat ist.“ Was viele nicht wissen – auch bei der Clan-Bekämpfung und Einsätzen im Rocker-Milieu unterstützt die Hundertschaft. „Bei solchen Schwerpunktaktionen heißt es dann schonmal um 4 Uhr morgens aufstehen“, erklärt er. „Zu Ende ist der Job, wenn es der Einsatz ist. Das kann dann auch schon einmal länger sein als eine übliche Schicht", fügt er hinzu.
Alles andere als einfach
Das Gespräch mit dem jungen Hauptkommissar zeigt, es gibt sicher „gemütlichere“ Jobs als Polizist in der Hundertschaft zu sein. „Die Arbeitszeiten, die Spannung in emotional aufgeladenen Einsätzen – obendrauf kommt die Präsenz sozialer Medien, die uns jederzeit angreifbar macht, weil vieles aus dem Kontext gerissen und damit absichtlich verzerrt wird. Und was dann einmal viral geht, lässt sich leider im Nachgang schwer auflösen“, erklärt er. Dennoch überwiegt seine Leidenschaft für den Beruf. „Bei allen Herausforderungen – ich meistere mit meinem jungen, motivierten Team Einsatz um Einsatz. Und unterm Strich wissen wir, dass wir Teil einer Organisation sind, die für etwas Großes steht. Das allein ist erfüllend“, sagt der Hauptkommissar überzeugt.
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