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Keine Angst vor großer Politik
Fotos: Volker Beushausen

Keine Angst vor großer Politik

Lesedauer: ca. 2 Min. | Text: Dr. Ramona Vauseweh

Jörg Dieckmann ist im Ausschuss für Soziales, Quartier und Integration aktiv. Selbst körperlich und geistig eingeschränkt setzt er sich besonders ein für Mitbürgerinnen und Mitbürger mit Handicap.

Die Fußwege in Datteln sind prima. „Da gibt es nix zu meckern“, findet Jörg Dieckmann. Anderswo kann in der Stadt durchaus nachgebessert werden, wenn’s darum geht, Menschen mit Handicap das Leben zu erleichtern. Jörg Dieckmann weiß, wovon er spricht. Geboren mit einer geistigen Behinderung und einer Spastik in den Beinen betrachtet er sein Umfeld aus einem besonderen Blickwinkel. Seine Eindrücke gibt er gern weiter. Daher engagiert sich der 53-Jährige seit mehr als zwei Jahren im Ausschuss für Soziales, Quartier und Integration als sachkundiger Einwohner. „Sich für andere einsetzen, das liegt mir sehr am Herzen“, sagt er, „und es ist eine gute Möglichkeit, seine Ansprüche und Wünsche zu äußern.“ Jörg Dieckmann wohnt in seiner eigenen Wohnung. Unterstützung im Alltag bekommt er von Mitarbeitern der Lebenshilfe.

Die Lebenshilfe war es auch, die in Datteln angefragt hatte, ob die Stadt einen Vertreter in den Ausschuss für Soziales, Quartier und Integration aufnimmt. Jemanden, der die Bedürfnisse von Menschen mit Handicap aus eigener Erfahrung kennt. Die positive Rückmeldung aus Datteln kam prompt. „Als die Lebenshilfe mich ansprach, ob ich das übernehmen will, war ich sofort begeistert“, erinnert sich Jörg Dieckmann gut. Ehrenamtliches Engagement ist ihm schon länger vertraut.
Schließlich ist er seit mehreren Jahren im Lebenshilfe-Rat aktiv. „Ich bin dort einer von neun sogenannten Selbst-Vertretern“, erklärt er, „wir setzen uns für Menschen mit Einschränkungen ein und unterstützen sie bei ihren Ideen und Problemen.“

Genau zu diesen Themen sei seine Ansicht auch im Ausschuss für Soziales, Quartier und Integration besonders gefragt. „Zur Europawahl haben wir zusammen einen Flyer entwickelt“, erzählt Jörg Dieckmann von einem seiner aktuellsten Projekte, „in leichter Sprache mit Piktogrammen – damit jeder sich informieren kann.“ Zu den Sitzungen im Rathaus erscheint Jörg Dieckmann nicht allein.


„Ich habe einen offiziellen Assistenten dabei“, erzählt er mit einem Schmunzeln, „ein Mitarbeiter der Lebenshilfe nimmt mir die schriftlichen Sachen ab!“ Drei Tage die Woche ist Jörg Dieckmann bei der Diakonie im Grünwerk tätig, „da machen wir Rasenpflege, Strauchschnitt und andere Gartenarbeit“, erklärt er, „Donnerstag und Freitag bin ich freigestellt.“ Für seine politische Arbeit: Sitzungen, Veranstaltungen, Kontaktpflege und mehr. Barrierefreiheit betrifft viele „Seit ich im Sozialausschuss bin, habe ich viele neue Leute kennen gelernt“, freut sich Jörg Dieckmann. Ist er in der Stadt unterwegs, wird er durchaus angesprochen und hat stets ein offenes Ohr. Angst vor großer Politik und schwierigen Themen hat Jörg Dieckmann nicht – und er redet gern Klartext.

„In verschiedenen Läden in der Stadt lässt die Barrierefreiheit zu wünschen übrig“, nennt der sachkundige Einwohner einen Kritikpunkt, den er bereits im Rathaus angeschnitten hat. Das sei bei einigen Cafés und Eisdielen ebenfalls der Fall „Verbesserungen helfen da auch Senioren und allen, die mit einem Kinderwagen unterwegs sind“, betont Jörg Dieckmann. „Barrierefreiheit betrifft so viele Menschen – nicht nur die mit einem Handicap.“

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