Kreis Recklinghausen, Sparkasse Vest Recklinghausen und Radio Vest vergeben Auszeichnung für nachhaltiges Engagement.
Insgesamt hatten sich in diesem Jahr elf Unternehmen mit ihren Konzepten zur Wahl gestellt. Am Donnerstag, 13. November, wurden die Gewinner in der Sparkasse Vest am Herzogswall in Recklinghausen gekürt. Sie zeichnen sich durch ihr herausragendes Engagement im Bereich Nachhaltigkeit aus und setzen Zeichen für nachhaltiges Unternehmertum und ökologische Verantwortung im Kreis Recklinghausen. Moderiert wurde die Preisverleihung von Radio-Vest-Reporterin Veerle Seelig.
Ähnlich begeistert wie die Jury-Mitglieder waren auch die Laudatoren des Abends – Martina Eißing, stellvertretende Landrätin des Kreises Recklinghausen, Dr. Michael Schulte, Vorstandsvorsitzender der Sparkasse Vest Recklinghausen, Julia Winterfeld, Chefredakteurin bei Radio Vest, und Prof. Dr. André Latour von der Westfälischen Hochschule, der den Publikumspreis überreichte. Sie hoben hervor, wie wichtig nachhaltiges Handeln ist und lobten die Innovationskraft der ausgezeichneten Unternehmen.
„Beeindruck hat mich in diesem Jahr die Vielseitigkeit der ausgezeichneten Unternehmen. Sie haben nicht ein Projekt oder eine Maßnahme, bei der sie sich der Nachhaltigkeit widmen. Vielmehr sind sie in verschiedenen Bereichen gleichzeitig unterwegs. Sei es im Bereich Klimaschutz, indem sie erneuerbare Energien nutzen und Ressourcen schützen, oder im Sozialen, wo sie Gemeinschaft schaffen, Menschen in ärmeren Ländern unterstützen oder Kollegen mit Behinderung integrieren“, sagt Martina Eißing. „Jeder Preisträger leistet seinen individuellen Beitrag und geht damit als Pionier im Kreis Recklinghausen voran. Ich bin sicher, dass all dies Anreiz und Inspiration sein kann für weitere Unternehmen, auf mehr Nachhaltigkeit in ihren Betrieben zu setzen.“
Die frisch von der Jury ausgezeichneten Vestischen Pioniere dürfen sich über Teamevents mit den Brötchenbringern von Radio Vest freuen. Der Publikumspreisträger erhält ein Radio-Werbekontingent in Höhe von 5.000 Euro.
Die drei Jury-Preisträger:
IproTon GmbH aus Waltrop
IproTon hat sich als Transformationsarchitekt auf die energetische Sanierung, Modernisierung und Umnutzung von Bestandsgebäuden spezialisiert – mit einem Fokus auf Kirchentransformationen. Das Unternehmen verfolgt dabei einen ganzheitlichen Ansatz, bezieht den gesamten Lebenszyklus eines Gebäudes ein und umfasst auch nachhaltigen Neubau sowie soziale Projekte.
Mit dem Ziel, CO2-Emissionen zu senken und die Energieeffizienz zu steigern, gestaltet es bestehende Strukturen um, schont Ressourcen und stärkt die lokale Gemeinschaft. Ein besonderes Projekt: Die Umnutzung einer Kirche zum Frauenhaus. Auch eine Kita und sozialer Wohnungsbau wurden in einer leerstehenden Kirche bereits realisiert - immer unter der Prämisse, dass die historische Architektur erhalten bleiben kann, Innenelemente weitere genutzt werden und die soziale Bedeutung bestehen bleibt. Als frauengeführtes Unternehmen mit mehr Frauen als Männern im Team ist IproTon ein Beispiel für Gleichstellung im Bauwesen. Das diverse und inklusive Team heißt alle willkommen und fördert vielfältige Perspektiven. Es bietet Arbeitsplätze für Schwerbehinderte, baut aktiv Barrieren ab und schafft so ein inklusives Arbeitsumfeld, in dem sich jedes Teammitglied unabhängig von Geschlecht, Herkunft oder Einschränkungen wohlfühlen kann.
Baboum Coffee aus Dorsten
Baboum Coffee, ein Startup der Kaffeerösterei Tempelmann, ist eine Social-Impact-Kaffeemarke; gegründet von der Nachfolgerin eines 100-jährigen Familienunternehmens. Besonders wichtig ist Baboum Coffee, dass ihr Kaffee nicht nur schmeckt, sondern eine Haltung transportiert.
Jede Sorte steht für ein UN-Ziel und eine echte Persönlichkeit aus der Geschichte des Unternehmens. Die Sorte „Rebellin Hilde“ steht für Gleichberechtigung und ist der Oma der Gründerin gewidmet, die als eine der ersten Frauen Kaffee röstete und das Unternehmen in den 60ern gemeinsam mit ihrem Mann führte. Die Kaffeebohnen für diesen Kaffee stammen aus Peru von einer Unternehmerin, die sich mit ihrem nachhaltigen Bio-Kaffeeanbau für mehr Chancen für Frauen einsetzt. Der Kaffee wird traditionell handgeröstet. Das ist nicht nur lokal, sondern auch inhaltlich tief verankert: mit dem Anspruch, Regionalität nicht nur zu zeigen, sondern zu leben. Das Unternehmen verwendet außerdem recycelbare Verpackungen und beliefern Gastronomen und Unternehmen in Mehrwegbehältern - um Einweg zu reduzieren, wo es möglich ist.
FELCO GmbH aus Recklinghausen
Die FELCO GmbH plant und baut modulare Anlagen mit Fokus auf Wasserstofftechnik, Biogas und andere erneuerbare Energien. Mit eigener Solarstromproduktion, energieoptimierten Gebäuden und dem konsequenten Einsatz moderner Technologien erzeugt das Unternehmen mehr Energie, als es verbraucht. FELCO unterstützt die Industrie, Chemie- und Pharmabranche dabei, nachhaltige Prozesse aufzubauen und die Energiewende praktisch umzusetzen.
Aktuell entstehen zehn Wasserstoffanlagen, ergänzt durch zahlreiche Projekte im Bereich Bio- und Deponiegasanlagen, insbesondere zur Gaskonditionierung. Weitere Schwerpunkte sind industrielle Wärmerückgewinnung, Abgasreinigung auf Containerschiffen sowie Beiträge zu Lösungen bei komplexen Entsorgungsaufgaben wie der Behandlung von Kühlschränken. Bei allen Projekten berücksichtigt FELCO die langfristigen Umweltauswirkungen und arbeitet stetig an smarten Lösungen für komplexe Herausforderungen.
Zudem bildet FELCO in den Bereichen Produktdesign und Anlagenbau aus und kooperiert eng mit regionalen Bildungsträgern, der Agentur für Arbeit und dem Jobcenter. So erhalten auch Quereinsteiger und Menschen aus dem zweiten Arbeitsmarkt eine reelle Chance. Internationale Teams prägen den Arbeitsalltag, ausländische Mitarbeitende werden aktiv integriert und tragen dazu bei, den Standort langfristig und nachhaltig zu sichern.
Der Publikumspreis
Der Publikumspreis geht in diesem Jahr an Bildungszentrum des Handels in Recklinghausen. Das Bildungszentrum bietet praxisnahe Bildungs- und Weiterbildungsangebote für Jugendliche und Erwachsene. Mit dem Angebot werden fachliche Kompetenzen gefördert und der Wirtschaftsstandort Recklinghausen nachhaltig gestärkt. Mit 1.360 Stimmen konnte es sich gegen seine Mitkonkurrenten um den Publikumspreis durchsetzen.
Um nachhaltiger zu werden, setzt das Bildungszentrum unter anderem auf die Ideen und Vorschläge seiner Mitarbeiter. Über eine eigens eingerichtete Projektseite im Intranet können sie Ideen und Vorschläge zur nachhaltigen Gestaltung des Unternehmens einbringen. Einige dieser Ideen wurden bereits erfolgreich umgesetzt. So ermöglicht ein "Gabenschrank", überschüssige Lebensmittel sinnvoll zu nutzen, indem diese an Bedürftige gespendet werden. Dieses Engagement hilft, Lebensmittelverschwendung zu reduzieren und trägt gleichzeitig zur Bekämpfung von Hunger bei – ein Beitrag zu nachhaltigen Produktions- und Konsummustern sowie sozialer Verantwortung.
Durch die Digitalisierung der Klassenbücher zur Dokumentation der Unterrichtsumsetzung sowie die Umstellung auf digitale Formate verbessert das Bildungszentrum nicht nur die Bildungsqualität und fördern Chancengleichheit, sondern reduziert gleichzeitig den Papierverbrauch und schont damit Ressourcen. Gleiches gilt für die Anschaffung gebrauchter PCs, Laptops und Monitore. Mit Kleidertauschbörsen, an denen Jugendliche, Auszubildende und Mitarbeiter teilnehmen, setzt das Bildungszentrum zusätzlich ein Zeichen gegen die Wegwerfmentalität.