Die Atmosphäre ist vertraut, geradezu familiär. In der Kontakt- und Beratungsstelle für psychisch kranke und belastete Menschen sowie deren Angehörige bekommen diese in schwierigen Lebenslagen Hilfe.
Dabei ist das Angebot in den neuen, schick eingerichteten Räumlichkeiten an der Castroper Straße in Datteln absolut niederschwellig. Soll heißen: jeder, der Beratung oder Hilfe sucht, kann hier einfach herkommen. Es werden keine Fragen gestellt, man muss noch nicht einmal seinen Namen sagen oder seine Diagnose nennen, wenn man das nicht möchte. „Hier trifft man auf Verständnis und auf andere Menschen, die die Probleme nachvollziehen können“, sagt Angelika Korneli, Leitung Diakonische Beratungsdienste der Diakonie im Kirchenkreis Recklinghausen. Zu den Angeboten gehören beispielsweise offene Treffs, regelmäßige Gruppenangebote oder sogar gemeinsame Ausfl üge.
Ohne Bedingungen
Anke Hartung gehört zu den Menschen, die in der Beratungsstelle bereits Hilfe bekommen haben. Die 48-Jährige war berufstätig, dann bekam sie Depressionen, später stellte man eine Persönlichkeitsstörung und Sozialphobie bei ihr fest. Themen, mit denen Anke Hartung heute gut umgehen kann. „Ich habe mich behandeln lassen, später an Gruppenangeboten der Beratungsstelle teilgenommen. „Man bekommt hier so viel, und das ohne Bedingungen, ohne Krankenkassenkarte, ohne Anmeldung. Und im Rahmen des offenen Treffs kann man auch jederzeit gehen und kommen, wie man möchte“, sagt die 48-Jährige. Ähnlich ging es auch Martina John. Die 53-Jährige hatte viele Schicksalsschläge zu verkraften. Alkoholismus des Mannes, Trennung, Wohnungsbrand – „Es ist oft nicht ein einzelner Auslöser, sondern verschiedene persönliche Dinge und Verluste, die zusammenkommen“, sagt Martina John. In der Beratungsstelle hat auch sie viel Positives erfahren. „Man öffnet sich, weil man sich hier kennt und Vertrauen fassen kann“.
Verstanden fühlen
„Die Menschen müssen sich hier verstanden fühlen als Basis dafür, um die nächsten Schritte gemeinsam zu gehen“, sagt Hilke Kather Ansprechpartnerin der Beratungsstelle. Das Angebot richtet den Fokus nicht auf die Krankheit der Hilfesuchenden, ganz im Gegenteil: „Die Diagnose ist nich ausschlaggebend. Wir möchten den Menschen die Möglichkeit geben, ihre Stärken zu entdecken“. Anke Hartung und Martina John haben so viele positive Erfahrungen gesammelt, dass sie am Ende etwas zurückgeben wollten. Sie engagieren sich nun ehrenamtlich und begegnen anderen, die die Beratungsstelle aufsuchen, auf Augenhöhe. Schließlich können sie sehr gut nachempfi nden, wie sich jemand fühlt, der zum ersten Mal die Beratungsstelle aufsucht.
Castroper Straße 10
45711 Datteln